Dienstag, 10. September 2013

Knoppowitsch hat es geschafft: Die LG Horsack hat einen Weltmeister!

Bei den Duathlon-Weltmeisterschaften in Zofingen fuhr Andi die verdiente Ernte eines harten und gezielten Vorbereitungsjahres ein: WELTMEISTER !

Ich glaube, dass dieses Event ein gutes Stück härter als so mancher Ironman ist; sowieso sollten sich einige Weicheier mal überprüfen, die ohne zu zögern zu Hause bleiben, sollte im Frühjahr einmal das Schwimmen bei einem Triathlon ausfallen und durch einen Auftaktlauf ersetzt...




Powerman Zofingen
ITU LD Duathlon World Championships



Nun ist es also endlich so weit - nach acht Monaten gezieltem Training mit unzähligen Einheiten und mehreren Wettkämpfen – ich stehe zusammen mit den weltbesten Duathleten an der Startlinie in Zofingen. Zofingen: dem Mekka des Duathlonsports, einer Strecke gepaart mit Höhenmetern, Weltmeisterschaft, kurz No. 1 in Duathlon.

Die Daten des Wettkampfs:
Lauf 1: 2 Runde mit je 5km und ca. 110HM
Rad: 3 Runde mit je 50km und ca. 550HM
Lauf 2: 2 Runden mit je 15km und ca. 260HM
Regen!

Seit dem Powerman Belgien ist mein Respekt vor diesem Rennen noch größer: der Distanz, den Höhenmetern, dem Tempo, der Konkurrenz. Mein Ziel ist eigentlich klar, ich will Weltmeister werden, aber so kurz vor dem Start kommen die Zweifel. Auch meine Renntaktik hatte ich mir klar zurechtgelegt. Ruhig anlaufen, aber meine Konkurrenten stets im Blick behalten. Die haben die Startnummern 158-171, der aktuelle Weltmeister die Nr. 162 (Belgier, Jan Meysmans). Von denen sollte ich besser keinen ziehen lassen. Aber so ein Rennen kann lang dauern und viel passieren…

Ich suche mir einen guten Platz im Startblock, direkt hinter der Elite und wer steht neben mir, Jan! Na dann, die Spiele können beginnen!!

Direkt nach dem Start geht es in den Berg, einige der Elite werden geschluckt und ich treffe auf den Elite Esben Kaczmarek, mit dem ich in Belgien in die erste Wechselzone kam und Jan unmittelbar hinter mir. Nach dem Anstieg verschärft Esben das Tempo, aber ich will nicht mitgehen, um nicht zu überzocken und lasse mich hinter Jan zurückfallen. Bergab bildet sich eine größere Gruppe um uns, mit dabei u.a. der Spanier Rafael Periañez, Nr. 160, der später nochmals in Erscheinung treten wird. Und es geht in die zweite Runde. Am Berg erhöhe ich das Tempo, aber bis auf einen Schweizer Elite will keiner mitgehen. Also nehme ich oben am Berg das Tempo raus und versuche mich bergab bis zur Wechselzone zu erholen und den Rest wieder rankommen zu lassen. Zusammen geht es dann in die Wechselzone. 
 
Direkt nach dem Wechsel ist von Jan und Rafael nichts mehr zu sehen, die müssen in der Wechselzone geparkt haben, aber dafür überholt mich der deutsche Elite Sebastian Retzlaff und wünscht mir alles Gute! Er fährt mir zu schnell, aber ihn sollte ich wiedersehen! 
Die Runde besteht im Wesentlich aus drei Anstiegen, der erste ca. 150, der zweite 250, der dritte 70Hm. Der Rest ist überwiegend flach und lässt sich gut rollen.
Kurz vor dem ersten Anstieg überholt mich David Llanezo (Österreicher, M35, DNF). Sein Tempo ist gut, ich fühle mich top und wir werden die Zeit bis km 150 zusammen verbringen. Es folgt der zweite Anstieg und ich mache das Tempo. Etwa nach der Hälfte verläuft die Strecke kurz flach durch den Ort Ohmstal. Dort steht ein Sprecher und verkündet, dass ich als 2. Amteur den Ort passiere. Somit ist klar, dass ich, wenn nicht der erste Amateur gerade meine AK ist, auf Weltmeisterschaftskurs liege. Aber das gute Gefühl hält nicht lange, da ich kurze Zeit später im zweiten Teil des Anstiegs von Rafael (Nr. 160) förmlich überrollt werde. Hier kann ich einfach nicht mitgehen und wenn er dieses Höllentempo durchhält, dann wird er wohl auch kaum noch abzufangen sein. Aber das Rennen ist noch lang. So lange braucht es aber gar nicht zu sein, denn im 3. Anstieg ist er wieder da und nach der Abfahrt auch schon nach hinten weg! So rollt es dann gemeinsam mit David gut durch den Rest der Runde (82 min). Auf der Durchfahrt zu Runde 2 wird mir zugerufen, dass ich aktuell auf Platz 1 der AK liege, so dass ich das Rennen nun gut kontrollieren kann.
Bis zum dritten Anstieg der Runde zwei passiert nichts Spannendes, somit konzentriere mich auf meinen Puls, eine gute Verpflegung und den Regen. Im dritten Anstieg werden wir plötzlich von einer Gruppe um drei Spanier aufgefahren. Zwei der drei Jungs sind meine AK. Der eine der bereits bekannte Rafael, der andere Tomas Hernan (Nr. 158). Die Spanier fahren im Berg ein hohes Tempo, das zunächst nur ich mitgehen kann. Ich weiß, dass ich die nicht fahren lassen darf. In der Abfahrt können die Jungs aber kein Tempo aufnehmen, so dass David wieder aufschließt und das Tempo direkt erhöht. Dieses Mal lassen sich die Spanier nicht abschütteln und gehen mit. Zu diesem Zeitpunkt wird mir klar, dass das ganze eine brutale dritte Runde werden kann: in den Anstiegen drücken die Spanier aufs Tempo und auf dem Rest wird sich David nicht lange bitten lassen. So passieren wird Runde 2 in 83 min.
Anfangs der dritten Runde dann der Schreck: Krampf im rechten Oberschenkel. Zum Glück kann ich den Krampf rausfahren, aber ab jetzt gilt Obacht! Unsere Gruppe umfasst nun die drei Spanier, den irischen Elite David Vaughan, den südafrikanischen Elite Philip Kennedy, David, mich und ein Motorrad samt Kampfrichter. Entgegen meiner Vermutung fahren zunächst alle defensiv, selbst im ersten Anstieg behalten die Spanier die Nerven. Fahrt nimmt das ganze erst im zweiten Anstieg auf. Hier drückt vor allem Tomas auf‘s Tempo. Am Ende kann ihm keiner mehr folgen, so dass er sich kurz absetzen kann. Das ganze lässt David nicht auf sich sitzen und fährt uns alle wieder ran. Dasselbe Spiel wiederholt sich dann nochmals am letzten Anstieg, so dass wir alle gemeinsam in die Wechselzone rollen. Durch das ruhige Tempo anfangs der Runde ist diese mit 87 min etwas langsamer, was mir aber durchaus entgegenkommt. Ich bin froh, das Radfahren ohne weitere Krämpfe hinter mich gebracht zu haben und noch relativ entspannt vom Rad zu steigen.    
 
Nach dem Wechsel in die Laufschuhe besteht nun folgende Konstellation: Platz 29 gesamt und 3. AK, da Tomas und Rafael etwas früher die Wechselzone verlassen. Jan, der noch amtierende Weltmeister, hat einen Rückstand von ca. 4min. 
Nach ca. 500m habe ich die Spanier wieder erreicht und es geht steil in den Berg. Ich fühle mich top und will gegenüber den Spaniern sofort meine Laufstärke demonstrieren. Also nicht lange gefackelt, Tempo erhöht und sofort Meter um Meter zwischen uns gebracht. Mit dabei der Südafrikaner Philip, kurz vor uns der Ire David. So laufen wir gemeinsam bis zum Wendepunkt und schlucken noch den ein oder anderen Athleten, was ich allerdings kaum wahrnehme. Auf den Weg zurück sind zwei kürzere, aber extrem steile Anstiege zu nehmen, die unser Trio spalten. David macht hier das Tempo, setzt sich ab und Philip muss auch mich reizen lassen. Während des Abstiegs ins Stadion versuche ich mich für die letzten 15 km zu erholen und laufe entsprechend. Die Runde endet in starken 57 min. Anfangs der dritten Runde kommen mir von oben zuerst Tomas und kurz danach Jan entgegen. Zudem ruft mir Franziska zu, dass mein Vorsprung fast 6 min beträgt. Jetzt steht fest, der Titel geht nur über mich. Ich will jetzt kein Risiko mehr eingehen und entscheide, den Anstieg verhalten zu laufen, gut zu verpflegen und den Vorsprung zu verwalten. Kurz vor dem Wendepunkt kassiere ich noch Sebastian Retzlaff und wünsche dieses Mal ihm alles Gute! Am Wendepunkt dann die Info, noch immer 6 min Vorsprung! Also folgendes Gedankenspiel: die letzen beiden Anstiege bloß nicht gehen und dann geht’s bis zum Titel ohnehin nur noch bergab! Dafür MÜSSEN 6 min einfach reichen! Die Anstiege werden hart, aber die letzten 2,5 km bergab sind die Hölle. Ich habe keine Ahnung, wie ich da hoch und wieder runter gekommen bin, aber nach 6:50:29h bin ich als Weltmeister ins Ziel gelaufen!!!
 
Hier die nackten Zahlen:
6:50:29h
Weltmeister AK30
Vize-Amateurweltmeister
18. Gesamt
1. Frau.
 
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Menschen danken:
Franziska, die zwar ab und zu mosert, mir aber immer genügend Freiraum lässt,
Marc, dessen Pläne einfach super sind,
Kai-Martin und der 1&1, die mir genügend Flexibilität gewähren
und den vielen Trainingspartnern, die mich auf etlichen km begleitet haben.             
 



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