Bericht:
Hawaii 2012
Dieses Jahr
am 13.10.12 hat sich mein Traum erfüllt: Ich durfte an der WorldChampionChip in
Kona auf Hawaii teilnehmen.
Beim IM
Regensburg dieses Jahr konnte ich mich für dieses WELT- Ereignis in einer Zeit
von 10:06h qualifizieren.
Die
Vorbereitung für Hawaii lief mehr nach Gefühl als nach Plan.
Ich habe auf
meinen Körper gehört und im Vergleich zu Regensburg um Einiges weniger
trainiert, wahrscheinlich aber auch, weil ich meinen Körper einfach nicht mehr
so belasten konnte.
Da das Wetter
aber die meiste Zeit mitgespielt hat, kamen doch noch einige KM auf dem Rad und
zu Fuß zustande.
Am 03.10.
sollte es dann für Torsten und mich auf die Reise gehen: ganze 24h waren wir
unterwegs, bis wir endlich den Boden von Kona unter den Füßen spüren durften.
Eine schwüle
Hitze begrüßte uns gegen 21:00h bei stockfinsterer Nacht.
Jetzt hieß es
erst mal Peter und Regina finden und dann ab ins Appartement.
Ein Blick in
Dieses ließ nur vermuten, was uns am nächsten Morgen erwarten würde: direkte
Lage am Meer, das Rauschen der Brandung direkt im Schlafzimmer, einfach nur
genial.
Der Blick aus
dem Fenster morgens toppte alle Erwartungen. Einfach nur der Wahnsinn: das
blaue Meer mit grünen Palmen und Lava- Küste direkt vor der Nase. Herrlich!
Jetzt konnte
eigentlich nichts mehr schief gehen ;-)))
In den Tagen
vor dem Wettkampf hab ich natürlich noch etwas Sport gemacht, um mich mit dem
Gefühl anfreunden zu können, sich bei so einem Wetter überhaupt zu bewegen:
30°C+ bei 75-80% Luftfeuchtigkeit, puuh, da will sich doch kein Mensch
bewegen…denksde…Menschenmassen die am Laufen, am Radeln oder am Schwimmen sind.
Nur Verrückte auf der Insel *g*
Am ersten
Morgen war ich dann direkt mal am Pier frisches Meerwasser schmecken.
Grundlegend
hab ich mich ganz wohl im Meer gefühlt, es war total aufregend die kleine
Tierwelt zu beobachten, sodass man ganz vergaß, dass man doch im Meer am
schwimmen war.
Ohne Neo fiel
mir auch überhaupt nicht schwer, im Salzwasser ist das tatsächlich kaum ein
UnterschiedJ
Bei der
ersten und einzigen langen Radeinheit (3h) haben sich doch tatsächlich
Brandblasen auf meinem Rücken gebildet, natürlich nur an den Stellen an denen
keine 100 UV Schutz Sonnencreme war.
Hammer, wie
brutal die Sonne hier doch ist.
Laufen war
ich auch ganze 3 mal vorher, und kam jedes Mal pitschepatschenass zurück…oje…
und das nach gerade mal 6-12km.
Wie soll man
bei so einem Wetter einen Ironman bestehen???
Ich konnte
mir das wirklich nicht vorstellen.
Der Respekt
vor diesem Ereignis wurde also nicht weniger, im Gegenteil, er steigerte sich
in den Tagen davor nochmals extrem.
Dann sieht
man nur stählerne Körper, komplett durchtrainierte Wesen, wo nur Muskeln und
Sehnen zum Vorschein kommen und man fragt sich echt:
Hier kann man
doch nur Letzter werden…?!
Nun gut, jetzt
nur nicht zu sehr verunsichern lassen, das wird schon werden.
An der
Wettkampfbesprechung sah man dann auch die Anspannung in den Gesichtern jedes
Einzelnen.
Nun sollte es
endlich losgehen: freitags wurde das Rad noch mal geputzt und geprüft, ob auch
alles schön fest sitzt (wo mir doch bei der 2. Radausfahrt tatsächlich einfach
so die Pedale abgekracht ist) und dann gings gegen 14:00h zum Check- IN.
Eine total
nette Dame hat mich dann zu meinem Platz am Rad gewiesen und mir sehr genau die
Abläufe am folgenden Morgen erklärt.
Als dann
alles an seinen Plätzen lag, und wir die Wechselzone verlassen hatten, legte
sich auch endlich meine Aufregung.
Jetzt ist
alles getan; jetzt kanns endlich los gehen. Jetzt soll endlich der Tag kommen,
von dem ich hoffentlich noch stolz meinen Kindern erzählen kann.
Nun gut, dass
die letzte Nacht nicht sonderlich ruhig verlaufen ist, brauche ich keinem zu
erzählen: um 03:00h geht der Wecker und ich bin natürlich schon längst wach.
Ich habe eine
Stunde ganz für mich, dann wecke ich Torsten und seine Eltern, die 3 Tage nach
uns angereist sind.
Die letzten
Sachen werden in den Rucksack gepackt, ich mixe mir wie immer total wahllos
mein Konzentrat: Es musste rein, was noch da war ;-)
Um 05:00h
steht Peter schon aufgeregt vor der Tür und erwartet uns.
Insgesamt
waren wir 7 Athleten, die von Peter Sauerland betreut wurden. In 2 Van´s geht’s
zum Start ans Pier.
Noch mal kurz
ans Rad zum Luftaufpumpen und Munition auffüllen.
Noch war es
stockdunkel, aber das sollte sich schnell ändern.
Um 06:30 und
06:35 dann die Pro- Starts, um ehrlich zu sein war das sehr überschaulich, nur so ein paar Köpfe im Wasser.
Um 07:00h
sollte dann die ganze Meute folgen, was um einiges angsteinflößender aussah als
der Profi- Start.
Oh je, jetzt
wars soweit: ab in den Startbereich.
Ich
verabschiede mich noch von Torsten und Familie und mache mich freudestrahlend
auf den Weg. Innerlich bin ich jetzt total angespannt, versuche aber locker zu
bleiben.
Ich hab mich
darauf konzentriert, kein Kopfkino vor dem Start mehr ablaufen zu lassen,
sondern mich einfach nur noch zu freuen, dass es endlich soweit ist und ich
dabei sein darf.
Ich gehe die
kleine Treppe zum Wasser runter und mache mir die Füße nass: huch, irgendwie
ist das Wasser heute viel kälter als die letzten Tage…wird wohl an der
Anspannung liegen.
Zum
Wasserstart sind es ein paar Meter hinzuschwimmen, ich bin total beeindruckt
von der Menschenmasse um mich herum und versuche zu koordinieren, wo ich mich
einordnen soll.
Ich bin mutig
und fixiere die Mitte. An meinem Platz angekommen plansche ich eine gefühlte
Ewigkeit im Wasser rum (vielleicht waren es 5 Minuten).
Eine Stimme
mit den Worten „GOGOGO“ ertönt, alle fangen wie wild an, mit den Armen zu
paddeln, Sekunden später der Startschuss. Los geht’s!!!
Ich komme
unheimlich gut weg, mir kommt keiner zu nah, und wenn doch, dann schaffe ich’s
tatsächlich, mich frei zu schwimmen. Meine Position ist super, ich fühle mich
wohl, trotz jeder Menge Wellen und infolgedessen schlechter Übersicht.
Egal, die vor
mir werden schon in die richtige Richtung schwimmen.
Wenn ich
gerade auf der Welle meinen Kopf nach vorne strecke sehe ich auch die ein oder
andere Boje.
Ich mache mir
keinen Stress, schwimme meinen Rhythmus und stelle nach der halben Strecke
fest, dass total viele pinke Köpfe um mich herum sind (Frauen;-)
Alles ist
gut, auch wenn zwischenzeitlich der Boden vom Meer nicht mehr sichtbar ist und
ich keinen Gedanken daran verschwenden will, was da alles so unter mir kreucht
und fleucht…einfach schnell weg hier;-)
Ja und so
hats dann in einer echt guten Zeit von 1:17h super gepasst..
Ich bin
zufrieden, bei den Bedingungen nur 10 Min. zu meiner Bestzeit, Daumen hoch.
Weiter geht’s
zum längsten Part meines Wettkampfes.
Ich war
anfangs einfach nur glücklich auf dem Rad zu sitzen.
Auf den
ersten Metern sehe ich Torsten und Familie, ein breites Grinsen macht sich in
meinem Gesicht breit, los geht’s zum 2. Part.
Es war von
Beginn an sehr windig.
OK das hier
ist Hawaii, sag ich mir und freue mich darauf, dem Wind entgegen zu kämpfen,
zumindest die ersten 80km.
Dann sollte
es nach Hawi hoch gehen, und da hat es der Wind einem wirklich nicht leicht
gemacht. Ich hatte mitunter das Gefühl zu stehen, mannomann was ein Wetterchen.
Ich hatte mir
schon vor dem Wettkampf vorgenommen, auf dem Rad etwas lockerer zu machen,
damit ich mir die Kräfte für den Lauf aufsparen konnte.
Dank dem
Hammerwind wurde aus locker fahren leider nichts.
Die letzten
30 km zurück wurden wieder ziemlich brutal.
Es geht zwar
bergab aber es war nicht mehr als 25km/h drin (zumindest für mich) und auch da
habe wirklich rein getreten.
Hinzu kommt
ein Sturz eines Marshalls mit seinem Motorrad direkt vor meinem Rad: die beiden
fahren links an mir vorbei in die Teilplanke hinein und rutschen auf meine
Straßenseite, ach du meine Sch… denk ich nur, kann den Köpfen auf der Straße
gerade noch ausweichen… dass Motorrad rutscht vor meinen Augen über die Straße
in die Wallach- Pampa rein. Hui, da hab ich mich doch für einen Moment ganz
woanders gesehen.
Zum Glück war
der Sturz direkt gegenüber einer Verpflegungsstelle, wo Helfer direkt vor Ort
waren. Der Schock sitzt mir erst mal im Körper, ich erhole mich aber und nehme
dann auch wieder Fahrt auf.
Ich bin für
einen Moment einfach nur glücklich immernoch auf meinem Rad sitzen zu dürfen.
Die letzten
km in die Wechselzone werden abgespult.
Grundlegend
ist eine Radzeit von 6:00h für mich nicht zufriedenstellend, aber ganz ehrlich:
es war nicht mehr drin an diesem Tag.
Also Mund
abputzen und weiter machen:
Jetzt werden
alle Gedanken auf den letzten, den entscheidenden Teil des Wettkampfes
gerichtet: den Marathon.
Yippieh
endlich laufen:. ..ha…ganz im Ernst: Im Wechselzelt wusste ich nicht, ob ich
mich wirklich auf den Marathon freuen sollte.
Die Helferin
war echt super: sie hat mir alles aus meiner Tüte geholt, hat mir ein Becher
Wasser gereicht und mich mit Sunblocker eingeschmiert, was ein Service!!! Ich
könnte ja auch einfach noch ein bissl im Zelt sitzen bleiben…Ein
Sekundengedanke, der zum Glück schnell wieder verweht wurde.
<>
Ich lauf los
und eiere erst mal nur rum, leichte Krämpfe in den Füßen nerven mich.
Zum Glück
entspannt sich die Lage nach den ersten beiden km.
Jetzt geht’s
auf den Alii Drive und das eine ganze zeitlang: ich sehe die Menschenmenge,
auch viele Frauen darunter, die mir schon entgegen kommen. Ich bin echt
beeindruckt von deren Leistung und frage mich, ob da auch noch jemand hinter
mir ist?!
Beim Rad
fahren allerdings hat man schon einen guten Überblick darüber bekommen, was so
alles vor und hinter einem los ist.
Es bringt ja
alles nix: ich konzentriere mich wieder nur auf mich, und versuche einen
gleichmäßigen Rhythmus zu finden.
So richtig
angenehm ist der allerdings die ganzen 42,195km nicht geworden.
Irgendwann
geht’s dann den Highway hoch Richtung Energy Lab. Meine Güte, was sich diese
Strecke zieht…wann kommt denn endlich das berühmt berüchtigte Natural Energy Lab???
Und noch ein
Hügel, der zu erklimmen ist…immer noch nichts in Sichtweite!
„Bleib ruhig“
sag ich mir und „Genieße doch einfach die tolle Umgebung und saug die Eindrücke
der einsamen Öde in Dich ein“. Und wie ich mich so in Gedanken verliere ist es
auf einmal soweit:
Da könnts
sein, ganz oben auf dem nächsten Hügel…tatsächlich…endlich!!
Mir geht’s
gut: ich habe mich gefangen, alles supi, ich überhole sogar wieder und bin
motiviert.
Das Natural
Energy Lab ist da: ich laufe runter, einige Athleten kommen mir gehend
entgegen…hm…mal abwarten.
Der
Wendepunkt ist in Sicht, ich drehe…und? Merke ganz ehrlich nicht viel.
OK es ist
gerade etwas heißer, etwas windstiller und es geht den Berg hoch, aber es ist
laufbar.
Am
Straßenrand läuft Linkin Park mit „in the end“, echt motivierend in der Einöde
der Vulkan- Insel.
Ich singe mit
und mir geht’s richtig gut. Der Typ mit seinem Van könnte mich ruhig weiter
begleiten, dann wäre ich musikalisch bestens unterhalten;-)
Am Ende des
Energy Lab angekommen, soll das Schlimmste vorbei sein…sagen alle.
Ich wurde
eines Besseren belehrt: Es geht nun leicht bergab bis nach Kona zurück, und
genau das hat meiner Muskulatur extrem zu schaffen gemacht.
Die letzten
12 km waren die Härtesten ever!
Herrje, was
ist der Asphalt auf einmal so hart, und irgendwie werde ich langsamer glaube
ich.
Leider glaube
ich das nicht nur, ich bekomme den Beweis: Einige Athleten überholen mich, auch
Frauen.
Das Kopf-
Kino geht jetzt los: die Myri geht tatsächlich beim Laufen ein, eine ganz neue
Erfahrung.
Ich schiebe
alle negativen Gedanken beiseite:<< Mensch Mädel, das ist dein Tag, du
bist dabei und …du läufst immer noch.>> Ich komme raus aus meinem Tief
und freu mich auf die letzten km. Es sind endlich wieder Zuschauer da, die
anfeuern.<< Good job>> und <<2 go="go" miles="miles" more="more" to="to">> höre ich am Wegesrand.2>
2 Meilen- 3,2
km also noch. Mein Finale!!!
Ich lasse den
Tag Revue passieren: Es war hart, es war sehr erlebnisreich, ich habe meine
Grenzen überschritten und ich werde gleich über den Alli Drive laufen und dazu
gehören, zu den Finishern eines sehr harten Ironmans auf Hawaii, der dieses
Jahr seinem Namen alle Ehre gemacht hat.
Torsten und
Familie stehen kurz vor dem Zieleinlauf und machen ein letztes Foto.
Ich klatsche
ab, und freue mich endlich angekommen zu sein.
Noch ein paar
Meter und dann ertönt die magische Stimme des Kommentators: Myriam, YOU ARE AN
IRONMAN!!!!
Es ist
vollbracht: Ich bin überglücklich und total fertig.
Ich werde mit
einem Handtuch und der typischen Lei- kette empfangen und in den
Nachzielbereich geführt.
Mir geht’s
den Umständen entsprechend gut, ich kann alleine gehen und versuche einen
Überblick zu finden.
Da hinten
gibt’s die Medaille und das Finisher- Shirt.
Danach geht’s
erst mal schnell zum Pizza- Stand: wie gerne würde ich da jetzt herzhaft
reinbeißen…Leider haben die ganzen hochdosierten Kohlehydratmittel den Tag über
ganz schön meine Zähne angegriffen.
Nun gut, ich
mache mich auf den Weg in die Wechselzone, sammle meine Utensilien ein und
finde Torsten und die Anderen sofort.
Was ein Tag!
Nach
11Stunden 6 Minuten und 45 Sekunden war ich im Ziel.
Dem Gefühl
nach war es noch ein Daylight Finish, dem Finisher Foto nach zu urteilen, wars
keins mehr.
Egal: I DID
IT und das zählt J
Zum Schluss
möchte ich mich bedanken:
-für die
Unterstützung vor Ort, vor allem von Torsten, Judith und Felix
-bei meinen
Freunden, die mich auf dem Weg zu diesem Ereignis begleitet und unterstützt
haben
- bei meiner
Familie und Torsten, die stets hinter mir standen
- bei meinem
Arbeitgeber „Steuler“ und meinem „Fitness- Park Charly“, die diese Reise für
mich möglich gemacht haben
Es ist schön
und auch etwas ganz Besonderes, so viele Menschen an der Seite zu haben, die
Verständnis und auch Gefallen an diesem Sport haben.
MAHALO!
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